10.3 and going

Apples neues Betriebssystem: Mac OS X 10.3

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Der 24.Oktober 2003 war Panther-Tag.
Lies: Mac OS X 10.3 kommt offiziell heraus.

Schon wieder ein kostenpflichtiges Update?
Ich hatte kaum Zeit einen Bericht über Jaguar alias 10.2 zu schreiben.
Da stellt sich die Frage: Lohnt es sich?

Mein letzter Bericht behandelte von Mac OS X 10.1, seitdem ist viel passiert. Wir werden sehen, was und ob es sich lohnt, upzudaten.

Zunächst ein Mal ein kurzer Rückblick

Mac OS X basiert auf BSD-Unix und ist damit äußerst robust im Unterbau, Speicherschutz und echtes Multitasking zusammen mit Multiprocessing sind nun keine Fremdwörter mehr für Mac-User. Mit OS X zogen auch viele Komponenten ein, die bislang eher stiefmütterlich behandelt wurden oder schlicht fehlten: So gibt es eine ausgereifte Java-Umgebung unter OS X, eine sauber objekt-orientierte Entwicklungsumgebung aus der NeXT-Zeit, ein neues Interface names Aqua, um nur ein paar zu nennen.

Apple verfolgte den Ansatz, zunächst die Funktionalität her zu stellen und dann auf Geschwindigkeit zu optimieren. Mit Jaguar kam Quartz Extreme, die 2D-Effekte werden über AGP an die Grafikkarte gereicht, was den Grafikaufbau erheblich beschleunigt. So wurden insgesamt alle Komponenten verbessert, vervollständigt und neue kamen hinzu.

Dazu zählen solche Bestandteile, die es zum Teil auch einzeln gibt, die einfach in keinen Betriebssystem mehr fehlen dürfen: Browser (Safari), eMailer (Mail), Musikverwaltung (iTunes), Bildverwaltung (iPhoto) etc. Diese Applikationen sind mittlerweile extrem gut ausgereift und Safari dürfte der vollständigste Browser mit Versionsnummer 1 sein.

Schauen wir uns die wichtigsten Neuerungen in Panther an

Safari ist nun Standardbrowser, was auch Sinn macht, nachdem Microsoft den Internet Explorer für Mac hat fallen lassen.
Alle iApplications wurden aufpoliert und das Zusammenspiel noch weiter verbessert. TextEdit versteht nun auch Microsoft Word und hat eine Vervollständigungs-Funktion. Scanner werden nun nativ unterstützt, die Schreibtisch-Drucker aus OS 8 sind wieder da und Faxen kann jeder Mac nun von Hause aus.
Zur Schriftenverwaltung gibt es ein eigenes Programm names FontBook und eventuell nicht ganz so vordergründig für den Heimgebrauch: ColorSync wurde stark verbessert.

Von diesen Zusatzprogrammen am interessantesten für Apples Zukunft ist iChatAV, die momentan beste und am einfachsten zu bedienende Video-Telefon-Software. Allerdings setzt es für eine ordentliche Qualität einen Breitbandanschluß voraus.

Nun kümmern wir uns um das eigentliche Betriebssystem:

Der neue Finder

Der Finder wurde stark überarbeitet und ist nun logischer zu bedienen. Die Ordner und Volumes, die sich bislang in der Toolbar sammelten, sind nun nach links gewandert, ein schnelleres Suchfeld und ein Aktionsmenü unterstützen den User, der jetzt auch wieder Etiketten vergeben kann. Der Finder erscheint nun in metallisch, man kann drüber streiten, ob schöner oder nicht.
Das neue Aqua-User-Interface ist nun nur noch sehr schwach gestreift, insgesamt glatter und nobler. Ich finde es schlicht genial schön, was ich ehrlich gesagt auch schon vom alten Aqua gesagt hätte. Boxen zur Gruppierung sind nun z.B. eingelassen statt "nur" umrandet. Insgesamt ist das GUI einleuchtender - und darum geht es.
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Der zweite Punkt: Endlich kann man die User wechseln, ohne seine Prozesse enden zu müssen. Apple nennt das "Fast User Switching", Windows kann es schon länger, Apple schöner. Das entschuldigt jedoch nicht den späten Einzug.

Um Screen-Cluttering entgegen zu wirken erfand Apple Exposé, ein sehr beeindruckende Sache: auf Knopfdruck (oder Mausposition) verkleinert der Mac alle Fenster und stellt sie übersichtlich dar. So findet man selbst bei 60 Fenstern noch das richtige. Und ja, es geht dann immer noch so schnell mit der Verkleinerung.

In Zeiten der Sicherheit hat Apple FileVault eingeführt. Damit lässt sich on the fly das User-Verzeichnis verschlüsseln. Es wächst dabei dynamisch mit. Das unterscheidet es von einem Disk-Image.
Wahlweise kann man nun nach dem Aufwachen eines Macs das Userpasswort verlangen.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die PDF-Darstellung. Mmmh, schnell ist eventuell untertrieben. Bislang hatte ich immer die Vorschau in der Spaltenansicht des Finders ausgestellt, da beim Klick auf eine PDF-Datei der Finder sich erst mal zwei bis drei Sekunden Bedenkzeit erwünscht hat. Nun: instant. Acrobat ade.

Ein wichtiges Thema: Netzwerk.

Macs waren schon immer bekannt für die schnelle, unkomplizierte Vernetzung: Mit AppleTalk zunächst untereinander, mit RendezVous nun über alle Grenzen hinweg. Auch mit Windows verstehen sich Macs prima, ein SMB-Browser ist vorhanden, und er beherrscht fast alle Protokolle.
Um mit Ethernet mal kurz ein iBook mit Airport zum Access-Point zu machen bedarf kaum mehr als drei Einstellungen vor zu nehmen.
Unter Panther sind die Netzwerkeinstellung stärker zusammen gerutscht, sie sind detaillierter und insgesamt "intelligenter".
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Weitere Kleinigkeiten

Kleinigkeiten, die aber dennoch viel ausmachen, sind die "Micro-pixel Positioning" genannte Technology, die Schrift auf TFT-Displays nun deutlich besser darstellt und die Schärfe erhöht.
Quartz Extreme wurde noch schneller und die Animationen des GUI laufen schneller ab. Die Hilfe nutzt nun das Safari-Web-Framework und ist damit schneller.
Das Festplatten-Dienstprogramm kann nun noch mehr, Journaling kann nun offiziell eingeschalten werden und der SystemProfiler ist übersichtlicher geworden.

Für Entwickler wie mich hat das Update aber die größte Bedeutung

Mit Panther kommt eine neue IDE der Spitzenklasse (XCode) und das Cocoa-Framework wurde stark verbessert (Controller-Objects). Die Java-Umgebung wurde stark erweitert, außerdem hat der Entwickler nun noch mehr Hilfs- und Testtools.
Aber der eigentliche Trumpf ist die IDE XCode. Endlich, endlich Code-Vervollständigung, kompilieren im Hintergrund und über mehrere Rechner hinweg, beim Debuggen kann man nun Fehler korrigieren, ohne die Applikation zu stoppen, und sieht das Resultat sofort. Entwickeln ist nun irgendwie "anders" geworden und es geht leichter von der Hand. Wir werden noch viele neue Applikationen sehen...

Alles in allem:

Lohnt sich das Update?
Von 10.1 auf jeden Fall. Alleine der Geschwindigkeit wegen.
Bei 10.2 muss jeder für sich entscheiden. Viele der iApps sind gratis herunter ladbar. Bleiben das schnellere und schöner GUI und die insgesamt einfachere Handhabung, besonders im Netzwerk-Bereich.
Ich bin aber sicher, dass bald etliche Programme erscheinen, welche 10.3 voraus setzen werden...
Für Entwickler ist 10.3 ein absolutes Muss.
Ich bin hoch zu frieden mit Panther, ich habe es einfach über 10.2 drüber installiert - problemlos - die Reparatur der Rechte nicht vergessen - und mag es nicht mehr missen.
(Einige der hier verwendeten Namen und Produktbezeichnungen sind Warenzeichen. Sie sind Eigentum der jeweiligen Hersteller.)